GESCHICHTE

1756

Das Birmanische Reich

Das birmanische Reich erstreckte sich über einen Großteil der westlichen Hälfte der indochinesischen Halbinsel und grenzte an Assam, Tibet, China, Bengalen, den Golf von Bengalen und Martaban, Malakka, Anam und Siam. Es hatte 13 bis 14 Millionen Einwohner und bestand seit 1756, als es von den Birmanen unter Alompra gegründet wurde. Das Land war von Bergen und Flüssen durchzogen, insbesondere vom Irawadi-Fluss, der fast alle anderen Gewässer aufnimmt. Es gab viele nutzbare Produkte wie Gold, Silber, Edelsteine, Steinöl, Indigo, Gewürze, Seide und Holz. Die Bevölkerung bestand aus mongolischen, hinduistischen und malaiischen Stämmen, darunter die kriegerischen Birmanen. Die vorherrschende Religion war der Buddhismus, dessen Priester sich in Kiumsoder Klöstern aufhielten, wo sie das Volk unterrichteten. Die Birmanen waren auch bekannt für ihre Musik, Kunst und Handwerkskunst, insbesondere als Weber, Gold- und Silberarbeiter, Waffenschmiede und Schiffbauer.

1885

britisch-indische Kolonialzeit

Im Zuge des Dritten Anglo-Birmanischen Krieges eroberten britisch-indische Truppen bereits im Jahr 1885 Burma. Das Land wurde anschließend in die Kronkolonie Britisch-Indien integriert und die Monarchie der Konbaung-Dynastie abgesetzt. Die Regierung des Landes wurde fortan von einem britischen Generalgouverneur geleitet, der dem Secretary of State for the Colonies in London unterstellt war. Im Zeitraum von 1895 bis 1932 wurden mehrere kleinere Unabhängigkeitsbewegungen in Burma von der Kolonialmacht niedergeschlagen. Der Saya-San-Aufstand, die größte Rebellion in Burma, brach 1930 aus und konnte erst nach zwei Jahren unterdrückt werden. Der Anführer der buddhistischen Bewegung, Saya San, wurde anschließend verurteilt und hingerichtet. Nach diesem Aufstand wurde die Vorherrschaft der Briten in Burma bis zum Ausbruch des Pazifikkrieges nicht mehr in Frage gestellt.

1942

japanische Besetzung

Anfang 1942 wurde Birma während des Zweiten Weltkriegs von der japanischen Armee besetzt. Im Rahmen eines Vertrags übergab Japan die Shan-Staaten an seinen Verbündeten Thailand, welches diese Gebiete bis zum Ende des Krieges einverleibte. Im Zuge dieser Besatzung wurde das Frauenwahlrecht abgeschafft.

1948

Unabhängigkeit

Am 4. Januar 1948 erlangte Birma seine Unabhängigkeit und die Frauen erhielten das allgemeine Wahlrecht. Anders als sein Nachbarland Indien, wurde Birma aufgrund von antibritischen Stimmungen kein Mitglied des Commonwealth of Nations. Sao Shwe Thaik († 1962) wurde der erste Präsident der Birmanischen Union. In den Jahren 1948 bis 1949 behinderten separatistische Bestrebungen ethnischer Minderheiten, insbesondere der Karen, sowie kommunistische Aufstände die Stabilisierung des Landes.

ab 1984

Demokratie

U Nu hatte maßgeblichen Einfluss auf die demokratische Entwicklung Birmas. Er diente drei Mal als Premierminister und prägte das Land entscheidend. Seine erste Amtszeit erstreckte sich von 1948 bis 1958, unterbrochen von einer kurzen Amtszeit seines Nachfolgers U Ba Swe zwischen Juni 1956 und Februar 1957. Während dieser Jahre entwickelte U Nu Pläne für einen Wohlfahrtsstaat, der sich an buddhistischen und sozialistischen Idealen orientierte. Im Jahr 1958 wurde U Nu von General Ne Win gedrängt, die Macht an das Militär abzugeben. Unter der „fürsorglichen Regierung“ des Militärs normalisierte sich die Lage in Birma wieder. U Nu wurde bei den Wahlen im Jahr 1960 erneut zum Premierminister gewählt. Allerdings musste er 1962 nach einem Militärputsch von Ne Win die Regierungsgewalt erneut abgeben und wurde zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Im Jahr 1961 wurde U Thant als erster Asiate zum Generalsekretär der Vereinten Nationen ernannt. Während der Amtszeit von U Nu fand in Rangun das sechste buddhistische Konzil der Theravada-Tradition statt. Am 26. August 1961 erhob das Parlament den Buddhismus durch eine Verfassungsänderung zur Staatsreligion, was zu innenpolitischen Spannungen insbesondere mit der christlichen Minderheit des Landes führte.

2015

NLD Regierung

Im Jahr 2015 trat die Partei NLD zum zweiten Mal bei den Wahlen in Myanmar an und gewann die absolute Mehrheit. Die Vorsitzende der Partei, Aung San Suu Kyi, war eine bekannte Persönlichkeit im Land und hatte seit den 1980er Jahren für eine friedliche Demokratisierung Myanmars gekämpft. Für ihre Bemühungen erhielt sie den Friedensnobelpreis. Suu Kyi galt als Hoffnungsträgerin für eine demokratische Entwicklung des Landes. Im Jahr 2016 übernahm ihre Partei schließlich die Regierung, jedoch behielt das Militär weiterhin erheblichen Einfluss, da es beispielsweise ein Viertel der Abgeordneten bestimmen durfte. Obwohl eine Verfassungsänderung geplant war, um diesen Einfluss zu reduzieren, konnte das Militär dies erfolgreich verhindern. Es gab einige Verbesserungen in den Bereichen Bildung und Gesundheit.

2017

Rohingya Krise

Im Staat Rakhine kam es zur gewaltsamen Unterdrückung der Bevölkerung durch das Militär, was international als Rohingya-Krise bekannt wurde. Die Rohingya sind eine muslimische Minderheit, die hauptsächlich in Rakhine lebt. Laut der Verfassung Myanmars sind die Rohingya jedoch keine Staatsbürger und haben dementsprechend nur begrenzte oder gar keine Rechte, einschließlich des Wahlrechts. Sie sind oft Opfer von Repressionen, militärischen Einsätzen und Verfolgungen. Der Internationale Gerichtshof hat Myanmar wegen Völkermords an den Rohingya verurteilt, und zusammen mit dem Internationalen Strafgerichtshof wurde der Fall „Völkermord Rohingya“ eröffnet. Journalisten, die über den Fall berichtet haben, wurden inhaftiert.

Einige Experten sehen den Einfluss von Aung San Suu Kyi als sehr begrenzt an. Das Militär hat nach wie vor Zugang zu Infrastruktur, Waffen und Geld. Suu Kyi ist letztendlich nur eine Person, die versucht, eine Gruppe von Menschen ohne politische Erfahrung dazu zu bringen, eine Demokratie zu etablieren.

2021

Militärputsch

Suu Kyi und ihre Partei NLD gewinnen im November 2020 erneut die Wahlen, während die junioren solidarity and development party an Einfluss verliert. Das Militär lehnt das Ergebnis jedoch ab und behauptet, dass die Wahl manipuliert wurde. Infolgedessen putscht das Militär und verhaftet Suu Kyi, den Staatspräsidenten und weitere 43 Regierungsbeamte. Die Militärjunta übernimmt die Macht (übernimmt Regierungsgeschäfte und Staatsgewalt) und kündigt an, diese erst nach fairen Wahlen abzutreten, die zuvor vorbereitet werden sollen. Als amtierender Staatspräsident wurde der bisherige Vizepräsident Myint Sweeingesetzt nachdem der eigentliche Staaatspräsident der NLD festgesetzt wurde. Er verhängte den Ausnahmezustand über das Land. Das Parlament wird aufgelöst. Noch am ersten Februar, also am Tag des Putsches, wurden 25 Minister entlassen und durch 11 neue Amtsinhaber ersetzt. Eine Ausgangssperre wird verhängt, und Hunderte von Abgeordneten werden festgehalten. Währenddessen gehen Suu Kyis Unterstützerinnen auf die Straße und fordern ihre Freilassung. Der Sicherheitsapparat geht gegen die Demonstrantinnen vor und sperrt sogar Facebook, das von den Demonstrant*innen zur Organisation genutzt wurde.